Interview mit Frau Merken - Teil 1

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03.06.2025 Admin Hoyer

LH: Frau Merken, Sie sind bis zur Kommunalwahl Als-Ob-Oberbürgermeisterkandidatin in Duisburg. Sie treten an mit einem schönen „Als-OB“ Wortspiel, in leuchtendrotem Outfit, mit viel Schwung und mit der Forderung nach einem maximal schönen Leben. Hat eine Sehnsucht nach Beseitigung von Unschönheit Sie dazu gebracht? Was möchten Sie erreichen? Frau Merken: Im Lexikon steht: „Politik ist die Gesamtheit aller Aktivitäten zur Vorbereitung und Herstellung gesamtgesellschaftlich verbindlicher und am Gemeinwohl orientierter und der ganzen Gesellschaft zugute kommender Entscheidungen.“ Ich übersetze das mal in einfache Sprache. Politik bedeutet: Menschen treffen Entscheidungen, die für alle wichtig sind und die allen Menschen helfen sollen. Als die Als-ob-Oberbürgermeisterkandidatin der Kirschen, der das Wohl Duisburgs am Herzen liegt, geht es mir genau darum: maximales Gemeinwohl durch maximal schöne Politik. Was bedeutet Schönheit der Politik für Duisburg konkret in der Praxis? Fangen wir mit einem für mich zentralen Punkt der Schönheit an: die Solidarität. Sie ist im maximal schönen Leben selbstverständlich Teil jeder Interaktion. Doch Solidarität ist in Duisburg und auch anderswo nicht mehr selbstverständlicher Teil unseres Zusammenlebens. Das ist die logische Konsequenz eines Gesellschaftssystems, das profitorientiert vornehmlich die Konkurrenz als ein Gegeneinander belohnt - Konkurrenz zwischen Menschen genauso wie zwischen Städten. Darunter leidet Duisburg. Wachsende Arbeitslosigkeit, sinkende Produktivität und hohe Sozialausgaben erschweren zudem ein solidarisches Miteinander, denn gewöhnliche Vorschläge aus der Politik setzen blind auf das Modell der „unternehmerischen Stadt“. Dies ist ein Konzept der Stadtentwicklung bei dem Städte ähnlich wie Unternehmen agieren: Sie konkurrieren unter anderem um Investitionen, Großereignisse oder qualifizierte Arbeitskräfte. Dienstleistung für die Bürger*innen steht dabei nicht im Mittelpunkt. Im Zentrum stehen wirtschaftliches Wachstum, Standortmarketing und Auslagerung von Verantwortlichkeiten durch privatwirtschaftliche Verträge. Öffentliche Aufgaben – etwa Wohnungsbau, Infrastrukturmaßnahmen oder soziale Dienste – werden wirtschaftlichen Kriterien untergeordnet. Was das bedeutet, erleben viele Duisburger*innen täglich als Erschwernis ihres Alltags. Im Spielfeld der Kunst können wir andere Maßstäbe setzen. Wir können andere Rahmungen mit weniger einengenden Bedingungen wagen und uns erfinderisch am Kirschkern unserer Werte orientieren. Auf diese Weise haben wir die Möglichkeit, unser wunder- und würdevolles Dasein als Kirschen auf der Torte von Duisburg zu erproben und zu erleben. LH: Ihr Wahlslogan enthält zahlreiche Maximalforderungen - maximal positiv, maximal wohlwollend, maximal pragmatisch, maximal solidarisch und maximal fantastisch. Das ist ein fluffig lockeres Bild, sehr optimistisch stimmend - wie die Sahnetorte, die Ihnen als Bild für ein zukünftiges Duisburg vorschwebt. Sie selbst sind aber unwählbar - wie möchten Sie denn eine Wirksamkeit Ihrer Ideen gegenüber der drögen Krümeligkeit und freudlosen Hartlaibigkeit in Teilen der Duisburger Politik erreichen, ohne selbst in den Rat einzuziehen? Frau Merken: Der Weg ist das Ziel – oder in der Sprache von Frau Merken: Das Tortenbacken ist das Vergnügen der Notwendigkeit. Was als Forderungen verstanden werden könnte – von maximal positiv bis radikal solidarisch –, sind für mich Grundhaltungen. Das sind die Haltungen, mit denen ich politische Aushandlungsprozesse beginne und begleite. Wirksamkeit stellt sich dann nicht erst am Ende, sondern vom ersten Moment an ein. Wirksamkeit entfaltet sich schon dort, wo die Sehnsucht nach Kirschen auf Torten als Potenzial in den Kirschkernen zart keimt, und wo Menschen sich solidarisch zusammentun. Zur vollen Entfaltung der Wirksamkeit im Falle der Oberbürgermeisterschaft braucht es hierfür einen eigens zu gründenen Kirschenrat. Einen Rat, der mit wohlwollendem Durchhaltevermögen und maximaler Phantasie aus trockener Krümeligkeit und freudloser Hartlaibigkeit saftige Tortenböden backt. Meine Rolle als Frau Merken ist dabei nur die der Initiatorin. Deshalb die Einladung: Kommt und lasst uns den Kirschenrat zur Welt bringen! Einen Rat, der sich Duisburg annimmt, einen Ort wechselseitigen Wärmestroms. Das macht Duisburg bereits ein wenig lebenswerter. LH: In Ihren regelmäßigen Montagssprechstunden suchen Sie den Kontakt mit Duisburger Bürger:innen - wie reagieren Sie, wenn jemand mit einem konkreten Sorgenkeks zu Ihnen kommt? Frau Merken: Alle Sorgenkekse sind willkommen und werden in Sorgekekse verwandelt. Das ist der erste Einwurf aufs Spielfeld der Kirschentorte. Man nehme einen Sorgenkeks, schenke ihm Wärme – das ist Zuwendung – und so wird er gewendet: vom Sorgenkeks zum Sorgekeks. Durch diesen Prozeß wird aus den Sorgen Fürsorge, also geteilte Sorge. Fürsorge als etwas Teilbares und Spielbares kann zurückgeworfen werden – als Kirsche, als Spielball. Ich sehe das sportlich: Stichwort „Oberbürgermeisterschaft“. Wir spielen gemeinsam auf dem gemeinsamen Tortenboden als Spielfeld. Das Besondere? Viele Bälle erhöhen das Spielglück. Und: Es gibt keinen Gegner. Teil 2 des Interviews an dieser Stelle am Dienstag, dem 10. Juni!

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