Offenes Atelier 2025: Interview von Carolin Kampschulte mit Stacey Blatt

08.08.2025 Claudia Bohndorf

Vormerken: „Offenes Atelier“ steht an Im Gespräch mit Stacey Blatt CAROLIN KAMPSCHULTE 8. August 2025 Woran denkst du, wenn du „Offenes Atelier“ hörst? „An tolle Kunst, interessante Leute und unerwartbare Erfahrungen“, sagt Stacey Blatt im Interview über das vom Kulturbüro Duisburg veranstaltete Event, das am letzten September- und ersten Oktoberwochenende stattfinden wird. Die bildende Künstlerin macht auch in diesem Jahr wieder mit und öffnet die Türen des schönen Atelierhauses mit der Jugendstil-Fassade auf der Goldstraße im Dellviertel – dem Arbeitsplatz für zwölf Künstlerinnen und Künstler. Damit ist sie nicht allein. Denn beim „Offenen Atelier“ nehmen rund 150 Duisburger Künstlerinnen und Künstler aus städtischen und privaten Ateliers teil, die übers Stadtgebiet verteilt sind. Das Konzept ist simpel wie einladend: Interessierte können den Gastgebenden kostenlos bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen, sich ganz informell inspirieren lassen, direkt ins Gespräch kommen. Und hier und da sogar Kunst erwerben. Dabei geht es von zeitgenössischer Kunst, Malerei und Bildhauerei über Objektkunst, Fotografie, Grafik oder Installation, bis hin zu selbstproduzierten Videos, Performances und Aktionskunst. Stacey berichtet: „Unsere städtisch subventionierten Atelierhäuser sind ein Schatz. Denn so können wir uns leisten, hier zu arbeiten, zu leben und zu bleiben.“ Sie selbst ist vor rund 25 Jahren nach Duisburg gekommen, vor drei Jahren ist sie mit ihrer Kunst ins städtische Atelier gezogen. Zuvor war sie im privaten Atelier „KunstQuartier“ in Neudorf tätig. Um auf die Liste für die städtischen Ateliers zu kommen, hat eine Fachjury ihre Bewerbung vorher anhand ihrer Arbeiten in einer Mappe bewertet. Die Plätze sind rar, sind beliebt. „Talent, Geduld und Glück – das braucht man.“ Parallel leitet sie gemeinsam mit Luise Hoyer die nicht kommerzielle Galerie SG1-Kunstraum, einen privaten Ausstellungsraum. Dieser ist längst Treffpunkt, der unterschiedliche Arbeiten zeigt: „Ateliers sind Werkstätten mit Arbeiten, keine fertigen Ausstellungen. Betrachterinnen und Betrachter können den Prozess kennenlernen“, ordnet Stacey ein. „So auch am Tag der offenen Tür. Ein bisschen Interesse an Kunst genügt, kommt rum!“ Sie selbst freut sich darauf, frische Arbeiten zu zeigen und neue Nachbarinnen und Nachbarn und andere Ateliers kennenzulernen. Möglich macht das unter anderem eine durch die VHS durchgeführte Bustour, die die Locations abfährt. Die meisten Leute organisieren sich jedoch selbst. Sie schauen ins Heft, planen ihre Route und entdecken Künstlerinnen und Künstler in ihrer Nachbarschaft: „Meine Erfahrung zeigt, dass manche Menschen kommen, weil sie neugierig sind. Andere wollen die Werke kritisieren und diskutieren. Am Ende kommt es auf persönlichen Austausch an. Und auf Kaffee und Kekse“, so Stacey und lacht. Wer Staceys übersichtliches Atelier besucht, sieht was? „Siebdruck, Gesticktes und Gestepptes auf Textil, amerikanische folk art“, ordnet die gebürtige Amerikanerin ein. „Ich komme aus Los Angeles, war Beamtin in New York und habe Kunstgeschichte studiert. In meiner kleinen Wohnung entdeckte ich damals Stoff als mein Medium. Denn es nimmt kaum Platz ein, ist faltbar und einfach praktisch für Umzüge, was ich schon oft getan habe.“ Kunst bestimmt schon früh ihr Leben, ihr Vater war Künstler, ihr Bruder ebenfalls. Was ihre Werke sonst prägt, sind Autobahnen. „Sie gehören zum Stadtbild – in Amerika wie hier. Das habe ich in meiner Kunst adaptiert“, so Stacey. Außerdem sei sie politisch sehr interessiert: „Daher tauchen bei mir immer wieder beschriftete amerikanische Flaggen auf, ich setze mich aktuell viel mit Trump auseinander und übe Kritik. Denn es ist Wut in mir“, betont Stacey. Das „Offene Atelier“ habe laut Stacey Eventcharakter. „Es ist eine einmal im Jahr stattfindende Gelegenheit, Künstler in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen.“ Das Kulturbüro schlägt Brücken. „Wir brauchen junge Künstlerinnen und Künstler in Duisburg. Seit wir hier keinen Studiengang mehr haben, ringen wir um Nachwuchs“, meint Stacey. Daher richtet sie auch ihren Appell an junge Kunstschaffende: „Hier in Duisburg haben wir eine echte Szene. Es gibt Möglichkeiten, wenn man sie ergreift. Ich mag diesen ‚Can-Do-Spirit‘, den Rhein, die Leute und natürlich den MSV!“ Lust teilzunehmen?

Offenes Atelier 2025: Interview von Carolin Kampschulte mit Stacey Blatt

Vormerken: „Offenes Atelier“ steht an
Im Gespräch mit Stacey Blatt

CAROLIN KAMPSCHULTE
8. August 2025

Woran denkst du, wenn du „Offenes Atelier“ hörst? „An tolle Kunst, interessante Leute und unerwartbare Erfahrungen“, sagt Stacey Blatt im Interview über das vom Kulturbüro Duisburg veranstaltete Event, das am letzten September- und ersten Oktoberwochenende stattfinden wird. Die bildende Künstlerin macht auch in diesem Jahr wieder mit und öffnet die Türen des schönen Atelierhauses mit der Jugendstil-Fassade auf der Goldstraße im Dellviertel – dem Arbeitsplatz für 13 Künstlerinnen und Künstler.

Stadtspaziergang durch Kreativräume

Damit ist sie nicht allein. Denn beim „Offenen Atelier“ nehmen rund 150 Duisburger Künstlerinnen und Künstler aus städtischen und privaten Ateliers teil, die übers Stadtgebiet verteilt sind. Das Konzept ist simpel wie einladend: Interessierte können den Gastgebenden kostenlos bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen, sich ganz informell inspirieren lassen, direkt ins Gespräch kommen. Und hier und da sogar Kunst erwerben. Dabei geht es von zeitgenössischer Kunst, Malerei und Bildhauerei über Objektkunst, Fotografie, Grafik oder Installation, bis hin zu selbstproduzierten Videos, Performances und Aktionskunst.

Unverzichtbar – städtische Atelierhäuser

Stacey berichtet: „Unsere städtisch subventionierten Atelierhäuser sind ein Schatz. Denn so können wir uns leisten, hier zu arbeiten, zu leben und zu bleiben.“ Sie selbst ist vor rund 25 Jahren nach Duisburg gekommen, vor drei Jahren ist sie mit ihrer Kunst ins städtische Atelier gezogen. Zuvor war sie im privaten Atelier „KunstQuartier“ in Neudorf tätig. Um auf die Liste für die städtischen Ateliers zu kommen, hat eine Fachjury ihre Bewerbung vorher anhand ihrer Arbeiten in einer Mappe bewertet. Die Plätze sind rar, sind beliebt. „Talent, Geduld und Glück – das braucht man.“

Parallel leitet sie gemeinsam mit Luise Hoyer die nicht kommerzielle Galerie SG1-Kunstraum, einen privaten Ausstellungsraum. Dieser ist längst Treffpunkt, der unterschiedliche Arbeiten zeigt: „Ateliers sind im Gegensatz dazu Werkstätten mit Arbeiten, keine fertigen Ausstellungen. Betrachterinnen und Betrachter können den Prozess kennenlernen“, ordnet Stacey ein. „So auch am Tag der offenen Tür. Ein bisschen Interesse an Kunst genügt, kommt rum!“

Neugier, Diskussionsbedarf, Austausch

Sie selbst freut sich darauf, frische Arbeiten zu zeigen und neue Nachbarinnen und Nachbarn und andere Ateliers kennenzulernen. Möglich macht das unter anderem eine durch die VHS durchgeführte Bustour, die die Locations abfährt. Die meisten Leute organisieren sich jedoch selbst. Sie schauen ins Heft, planen ihre Route und entdecken Künstlerinnen und Künstler in ihrer Nachbarschaft: „Meine Erfahrung zeigt, dass manche Menschen kommen, weil sie neugierig sind. Andere wollen die Werke kritisieren und diskutieren. Am Ende kommt es auf persönlichen Austausch an. Und auf Kaffee und Kekse“, so Stacey und lacht.  

Von L.A. ins Dellviertel

Wer Staceys übersichtliches Atelier besucht, sieht was? „Siebdruck, Gesticktes und Gestepptes auf Textil, amerikanische folk art“, ordnet die gebürtige Amerikanerin ein. „Ich komme aus Los Angeles, war Beamtin in New York und habe Kunstgeschichte studiert. In meiner kleinen Wohnung entdeckte ich damals Stoff als mein Medium. Denn es nimmt kaum Platz ein, ist faltbar und einfach praktisch für Umzüge, was ich schon oft getan habe.“

Flagge zeigen

Kunst bestimmt schon früh ihr Leben, ihr Vater war Künstler, ihr Bruder ebenfalls. Was ihre Werke sonst prägt, sind Autobahnen. „Sie gehören zum Stadtbild – in Amerika wie hier. Das habe ich in meiner Kunst adaptiert“, so Stacey. Außerdem sei sie politisch sehr interessiert: „Daher tauchen bei mir immer wieder beschriftete amerikanische Flaggen auf, ich setze mich aktuell viel mit Trump auseinander und übe Kritik. Denn es ist Wut in mir“, betont Stacey.

Das „Offene Atelier“ habe laut Stacey Eventcharakter. „Es ist eine einmal im Jahr stattfindende Gelegenheit, Künstler in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen.“ Das Kulturbüro schlägt Brücken. „Wir brauchen junge Künstlerinnen und Künstler in Duisburg. Seit wir hier keinen Studiengang mehr haben, ringen wir um Nachwuchs“, meint Stacey. Daher richtet sie auch ihren Appell an junge Kunstschaffende: „Hier in Duisburg haben wir eine echte Szene. Es gibt Möglichkeiten, wenn man sie ergreift. Ich mag diesen ‚Can-Do-Spirit‘, den Rhein, die Leute und natürlich den MSV!“

Lust teilzunehmen?

  • Die Stadtteile sind folgendermaßen verteilt:
  • am 1. Wochenende: Altstadt, Dellviertel, Baerl, Homberg, Ruhrort, Neuenkamp, Marxloh, Meiderich und Wehofen
  • am 2. Wochenende: Hochfeld, Duissern, Neudorf, Wedau, Kaßlerfeld, Buchholz, Huckingen, Mündelheim, Rumeln-Kaldenhausen, Rheinhausen und Wanheimerort