15.08.2025 Claudia Bohndorf
Kunst bringt Menschen zusammen Im Gespräch mit Alexander Voß CAROLIN KAMPSCHULTE 15. August 2025

Das schönste Kompliment, was Alexander Voß für seine Werke bekommen hat, sei genauso schlicht, minimalistisch, einfach und zugleich komplex wie seine Kunst: Es lautet: „Die sind gut!“ Das höre er von Kolleginnen und Kollegen, Kuratoren und Museumsleitern.
Offenes Atelier fördert Akzeptanz und Wertschätzung
Wenn ihn Interessierte beim „Offenen Atelier“ besuchen, könne das hin und wieder weniger charmant ausfallen, nämlich so: „Das habe ich schon mal auf dem Sperrmüll gesehen!“
Alexander Voß kränkt das nicht: „Im Gegenteil. Es zielt auf den Punkt des Missverständnisses. Es gilt den alltäglichen Blick auf die Dinge zu ändern. Schließlich müssen sich Betrachtende Kunst erarbeiten. Sie fordert Einen, weil sie nicht direkt erklärbar ist. Eine wichtige Erfahrung dabei ist, Widerstände zu durchstehen. Wer sich fordert, ist offen für neue Wege und kann die Welt und Gesellschaft prägen und mitgestalten. Dadurch entstehen aktive Menschen“, betont er. Viele gingen nach dem Besuch in den Ateliers mit einer anderen Akzeptanz hinaus. „Dem folgt eine ernsthafte Wertschätzung unserer Arbeit. Denn der Austausch mit uns Kunstschaffenden schärft den Blick für die Sinnhaftigkeit. Daher halte ich Kritik gern auch mal aus.“ Sie könne elementar sein. Alexander betont, dass das einmal im Jahr stattfindende „Offene Atelier“ für die Präsenz von Duisburger Künstlerinnen und Künstlern bedeutend sei: „Die Ateliertage sind ein wichtiger Fixpunkt. Denn Kunst wird so in einer neuen Intensität wahrgenommen.“
„Erkenne, was wichtig ist, den Rest lass weg“
Für seine Exponate fertige er zunächst eine Skizze an, für die Umsetzung nutze er dann unscheinbares Material – Spanplatten oder Glasscheiben. Die behandele er mal sorgsam, mal brutal, indem er sie gesteuert breche, schneide, teilweise in neuer Konstellation zusammensetze: „Der Gegenstand wird auf die wichtige Darstellungsform, die Linie, reduziert. Durch sie erschaffe ich eine eigenständige Bildsprache. Das Minimalistische ist zentral. Der Linienschnitt ist bewusst gesetzt“, ordnet er ein. „Es ist ein Spiel mit der Wahrnehmung. Was ist bewusst? Was Zufall? Wo steckt die künstlerische Leistung?“
Wichtig sei es für ihn, sich stets zu reflektieren: „Ich überprüfe immerzu die Mittel auf Intention und frage mich: Ist es nur Ästhetik oder konsequente Umsetzung? Ich bin in Bewegung und will keinem abgespeichertem Automatismus unterliegen.“ 2022 wurde ihm der CityARTists Kunstpreis NRW verliehen.
Seinen Weg habe sich Alexander nach und nach erarbeitet. Er studierte in Essen „Fotografie und Grafik“. In den Semesterferien jobbte er im Krankenhaus. Da begann er, Patientinnen und Patienten behutsam mit feinen Strichen zu skizzieren: „Ich nähere mich Dingen vorsichtig. Im Kern meiner Kunst verbinde ich den Tod mit dem Leben. In dem Moment des Zeichnens reduziere ich das Objekt. Das ist entscheidend. Erkenne, was wichtig ist, den Rest lass weg.“
Beim „Offenen Atelier“ können sich Interessierte einige seiner Kunstwerke ansehen und zum Teil leihen.
„Man kann was bewegen, wenn man miteinander spricht“
Nebenbei engagiert sich Alexander ehrenamtlich in der Interessengemeinschaft Duisburger Künstler als Sprecher. „Das sehe ich als meinen Beitrag, weil ich von den Bürgerinnen und Bürgern Duisburgs mietfrei zum Selbstkostenpreis mein Atelier beziehe. Dafür verpflichte ich mich, meine Arbeit ernsthaft vorantreiben. Die IG ist ein Wirkhebel. So werden wir gehört und kommen auf Augenhöhe ins Gespräch. Man kann was bewegen, wenn man miteinander spricht.“
Alexander Voß organisiert unter anderem Diskussionen und Künstlergespräche: „Wie arbeiten Künstlerinnen und Künstler? Wie leben sie? Wie finanzieren sie sich? Es geht darum, den Kontext und die Qualität von Kunst wahrnehmbarer zu machen. In Duisburg schöpfen wir aus einem großen Repertoire.“