Offenes Atelier 2025: Interview von Carolin Kampschulte mit Elisabeth Höller

05.09.2025 Claudia Bohndorf

Kreative Höhenflüge dank Langeweile Im Gespräch mit Elisabeth Höller

Offenes Atelier 2025: Interview von Carolin Kampschulte mit Elisabeth Höller

Das Kultur- und Freizeitzentrum Rheinhausen (KFZ) nicht nur sehen, sondern erleben. „Es ist ein Bonbon“, verspricht Elisabeth Höller, die hier seit rund 22 Jahren Kunst schafft – Zeichnungen, Polaroids, Videos. Möglich macht es ihr eigenes, städtisches Atelier oben in der 2. Etage, den Gang entlang, gleich rechts.

Das 1929 erbaute Haus war immer belebt: bis 1972 eine Schule, unter anderem ein Mädchengymnasium, dann beherbergte es verschiedene Ämter der Stadt Duisburg, bis es schließlich umfunktioniert wurde und für 14 Künstlerinnen und Künstler zum kreativen Space wurde. Auch Vereine sind hier ansässig oder die VHS, das KOM'MA-Theater sowie Musikschule. Manch einer munkelt, dass es im Keller bestimmt Band-Probenräume gibt. Zumindest wummern ab und an Bässe durch die Flure.
Von Carolin Kampschulte

Wie arbeitet es sich hier? Der Geist der alten Zeiten hängt noch im Gebäude. Hohe Decken, große Fenster, Schultafeln an der Wand …
Es macht vor allem großen Spaß, das KFZ lebt. Wir inspirieren uns gegenseitig, sitzen zusammen, bestärken einander, geben Ratschläge, diskutieren kontrovers und konstruktiv oder besuchen uns einfach. Da ist eine Bewunderung für jeden und jede einzelnen. Freiräume gibt es gleichermaßen. Ich arbeite in einem Doppelraum-Atelier und teile es mir mit Peter Steinebach. Das sind wirklich gute Arbeitsmöglichkeiten.

Woher nehmen Sie die Inspirationen für Ihre Arbeiten?
Im Atelier sitzen, hier, auf diesem Stuhl, nichts tun und die Langeweile aushalten. Dadurch werde ich wieder kreativ. Hin und wieder spiele ich Schlagzeug, um den Kopf frei zu bekommen. Manchmal sind es Begegnungen im Alltag. Ich war im Zoo, habe Fische mit der Kamera aufgenommen und plötzlich kam mir eine Idee für ein Videoformat. Kunst ist Teil meines Lebens, und sie kommt immer wieder zu mir. Ich kann nicht ohne sie.

Unvorstellbar?
Sie ist meine innere Notwendigkeit, eine Bereicherung – egal, wie andere das finden.

Sie sind in Duisburg geboren, gegangen und irgendwann zurückgekommen. An Duisburg hängt Ihr Herz?
„Berlin kann jeder, Duisburg muss man wollen“. Tue ich. Unsere Stadt lebt durch die Menschen, die sich aktiv einbringen. Viel Ehrenamt – bemerkenswert. Daher machen wir das „Offene Atelier“ auch für die Stadt. Wir wollen nach außen sichtbarer werden. Unsere Ateliers sind elementar, denn sie verändern Möglichkeiten.

Ja?
Ich sage: Man kann zwar immer mit Kunst anfangen, egal wie klein die eigene Hütte ist. Das sollte kein Hindernis sein. Einfach ein bisschen Farbe. Manchmal reichen Bleistift und Papier. Aber Ateliers bringen einen weiter. Dieser Platz. Diese Entfaltungsspielräume. Die städtisch subventionierten Häuser müssen unbedingt erhalten bleiben.

Woran arbeiten Sie momentan?
Meine Arbeit ist sehr unterschiedlich. „Living on the edge“ – das ist mein Thema gerade. An der Kante leben. Dafür nehme ich verschiedene Perspektiven ein. Wie mit der Polaroid-Kamera. Ich nutze verschiedene Modelle und habe eine spezielle Technik. Für die Entwicklung kommen die Aufnahmen in die eingeschaltete Mikrowelle. Das gibt besondere Farbverläufe.

Zeigen Sie die Ergebnisse beim „Offenen Atelier“?
Ja, unter anderem. Abzüge stehen auf jeden Fall zum Verkauf.