Offenes Atelier 2025: Interview von Carolin Kampschulte mit Angela Schmitz

25.08.2025 Claudia Bohndorf

Zwischen Natur und Mensch, Wirklichkeit und Abstraktion Im Gespräch mit Angela Schmitz

Offenes Atelier 2025: Interview von Carolin Kampschulte mit Angela Schmitz

Es ist der Geruch nach Ölfarbe, der all die empfängt, die Angela Schmitz in ihrem städtischen Atelier im Kunst- und Kulturzentrum Rheinhausen (KFZ) besuchen. An der Wand bis zur Decke: viel Malerei. Einige der Leinwände zeigen imaginäre Landschaften – bis hin zu abstrakten, innerlich bewegten Farbkompositionen. Daneben gibt es reichlich Objekte, Fotografien und Zeichnungen auf dem überschaubaren Raum zu entdecken. Ihre über 30 Jahre Ausstellungserfahrung spiegelt sich sowohl in der Präzision jedes einzelnen Werkes wider als auch in der Vielfalt der Kunst. 
Von Carolin Kampschulte

Du begrenzt dich bewusst nicht nur auf ein künstlerisches Genre? 
Ich variiere meine Werkstoffe und Techniken, je nachdem, mit welchem Thema ich mich beschäftige. Es wäre mir zu eintönig, mich hierbei nur auf ein Genre zu konzentrieren: Daher bewege ich mich zwischen Ölmalerei, Fotografie, Objekten, Zeichnung. Aber auch gemeinsame Rauminstallationen mit Kolleginnen und Kollegen fordern mich heraus. 

Was scheinbar alles eint, ist die Natur. Sie bildet den Schwerpunkt deiner Arbeit?  
Mich faszinieren die Urgewalten, die natürlichen Elemente. Die Schönheit, aber auch die Fragilität. Gleichermaßen setze ich mich in meiner Kunst mit der Wechselwirkung von Natur und Mensch auseinander. Denn der Mensch ist ein Teil von ihr. Er zerstört mit verschwenderischem, teilweise achtlosem Handeln zunehmend unseren Planeten und damit unsere Lebensgrundlagen. Ich lade Betrachterinnen und Betrachter immer ein, mit meinen Werken in den Dialog zu treten. Ich möchte Denkanstöße geben. 

Ist deine Kunst ein reales Abbild unserer Erde? 
Die „vermeintlichen“ Landschaftsbilder zeigen nie existierende Gegenden. Ich lasse mich aber von meinen Reisen durch Lateinamerika, Europa und Deutschland inspirieren. Die Landschaften im Kopf verselbstständigen, abstrahieren sich dann im Malprozess, entwickeln ein Eigenleben. In einer aktuellen Serie setze ich mich mit der Zerstörung von Lebensräumen auseinander – wie abgeholzte Regenwälder, schmelzende Gletscher oder vom Krieg zerbombte Städte. 

Wie sieht der Schaffungsprozess aus? 
Ich trage viele lasierende, dünne Farbschichten auf meine Leinwände auf. Bedeutet: Sie werden übereinander, ineinander geschichtet, ich mische die Farben direkt auf der Leinwand und erzeuge dadurch Tiefe. Manchmal schimmert noch die Leinwand durch, manchmal entstehen pastose Flächen. Ich mag das Prozesshafte, denn die einzelnen Schichten brauchen Zeit, um zu trocknen. Daher arbeite ich in der Regel parallel an mehreren Bildern.  

Und bei Zeichnungen oder in der Fotografie? 
Hier arbeite ich reduziert mit Tusche oder Graphit und setze die Striche mit Bedacht ein. Dadurch entstehen zarte und gleichermaßen kraftvolle Momentsichten der Natur.  
Fotografisch konzentriere ich mich auf Farben, Formen, Strukturen in der Natur, die durch die Detail- oder Makrosicht bis ins Abstrakte gehen können. Das heißt, das eigentliche Naturmotiv ist nicht mehr unbedingt erkennbar.  

Was hat es mit den natürlichen Materialien zu tun, die hier in deinem Atelier lagern? 
Ich finde sie oder sie finden mich. Ich sammle zum Beispiel rostende Elemente, Holzstücke oder Seile. Und diese setze ich in Beziehung zueinander – in einen neuen Sinnzusammenhang. Sie versinnbildlichen Vergänglichkeit, Veränderung, Erinnerung. 

Was erwartet Besucherinnen und Besucher beim „Offenen Atelier“? 
Genau das. Eine Mischung aus meinen Arbeiten: aktuelle und zum Teil solche, die ich einer breiten Öffentlichkeit bisher nicht gezeigt habe.  
Sonntags ist es in der Regel bei uns im KGZ voller. Wir Künstlerinnen und Künstler freuen uns, wenn zahlreiche Gäste den Weg über die Rheinbrücke oder aus den Nachbarstädten zu uns finden. Genügend Parkmöglichkeiten gibt es hier auf jeden Fall. Und Ateliers auch.